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Der starke Rücken kennt keinen Schmerz

                  

 

Volkskrankheit Rückenschmerzen. (Foto: Archiv)Vielen ist das bekannt

 

Das Kreuz ist verspannt, die Schultern schmerzen, die Bandscheibe zwickt: Rückenbeschwerden gehören zu den Plagen, mit denen sich heute fast 80 Prozent der Deutschen herumschlagen. Mit diesem Thema setzt sich auch der Tag der Rückengesundheit 2005 am morgigen Dienstag auseinander. Zum vierten Mal ruft die Organisation Grünes Kreuz die Bevölkerung auf, sich aktiv für einen gesunden Rücken zu engagieren. Die Volkskrankheit hat viele Ursachen: Wir sitzen zu viel, bewegen uns immer weniger, bringen zu viele Pfunde auf die Waage und haben Stress. Durch gezieltes Training und richtiges Verhalten im Alltag könnten viele Rückenprobleme frühzeitig vermieden oder gelindert werden.

Mit Bewegung und Sport vorbeugen

In über 80 Prozent aller Fälle lassen sich sich keine organischen Ursachen für Rückenschmerzen nachweisen. Vielmehr sind die Lebens- und Berufsbedingungen für die Beschwerden verantwortlich. Dazu gehören eine fehlerhafte Körperhaltung genauso wie Bewegungsmangel. Wer viel im Büro sitzt und auch in seiner Freizeit wenig körperlich aktiv ist, hat meist eine zu schwache Bauch- und Rückenmuskulatur. Die Bandscheiben, die wie kleine Stoßdämpfer zwischen den Wirbelknochen liegen, werden dabei zu stark belastet und langfristig sogar geschädigt. Professor Dietrich Grönemeyer, Leiter des Grönemeyer Instituts für Mikrotherapie in Bochum, empfiehlt daher, frühzeitig mit gezielter Gymnastik den Beschwerden vorzubeugen: "Dabei helfen beispielsweise Krafttraining, regelmäßiges Rückenschwimmen oder spezielle Rückenkurse der Volkshochschulen, Krankenkassen oder Fitnessstudios." Genauso wichtig wie gezieltes Rückentraining ist nach Ansicht des Bestseller-Autors ("Mein Rückenbuch", Zabert Sandmann Verlag) ein "aktiver Lebensstil" mit viel Bewegung. Grönemeyer: "Nutzen Sie jede Chance, die Ihnen der Alltag bietet: indem Sie Treppen steigen statt Lift fahren, mit dem Fahrrad einkaufen oder öfter einmal tanzen gehen - es gibt viele Möglichkeiten der Vorsorge."

Seelische Faktoren spielen eine wichtige Rolle
Auch psychische Anspannung wie Leistungsdruck oder Überforderung, Angst oder Konflikte können Rückenbeschwerden auslösen oder verschlimmern. Manche Patienten nehmen über Jahre eine verkrampfte Haltung ein, weil sie gleichzeitig unbewusst ein damit verbundenes Gefühl unterdrücken. Grönemeyer plädiert daher für eine ganzheitliche Therapie, die sowohl körperliche als auch psychische Komponenten berücksichtigt. "Der Arzt sollte nicht nur die Störung eines Organs oder einer Funktion im Auge haben, sondern den Blick auf den ganzen Menschen richten." Dieser sei als eine Einheit aus Körper, Geist und Seele zu verstehen. Eine intensive, vertrauensvolle Beziehung zwischen Patient und Arzt sei allerdings Voraussetzung dafür, die seelischen Ursachen des Schmerzes aufzudecken.

Bloß nicht hinlegen und schonen
Die noch immer weit verbreitete Vorstellung, sich bei Rückenschmerzen zu schonen, gilt bei Experten längst als überholt. Grönemeyers Tipp lautet daher: "Versuchen Sie, auch wenn es nicht immer angenehm ist, Ihr normales Aktivitätslevel aufrecht zu halten." Spazieren gehen, Walken und Rückenschwimmen bei über 22 Grad Wassertemperatur und leichte Dehnübungen können helfen, die Schmerzblockaden zu lösen. Ebenso tut Wärme in den verspannten Muskeln gut. Ein erhitztes Kirschkernkissen auf den schmerzenden Stellen oder ein Wannenbad mit ätherischen Ölen wie Melisse und Lavendel schaffen ebenso Linderung.

Schmerzen frühzeitig behandeln
Länger anhaltende und immer wiederkehrende Rückenschmerzen bedeuten eine drastische Reduzierung der Lebensqualität. "Bei länger andauernden Schmerzen entwickelt sich ein Schmerzgedächtnis", warnt Grönemeyer. Dabei können sich die Nervenfasern dauerhaft verändern - selbst leichte Berührungen und Wärme tun dann schon weh. "Das führt dazu, dass sich der Mensch noch mehr verkrampft und in eine Schonhaltung geht, statt sich zu bewegen und gegen den Schmerzpunkt anzuarbeiten." Wer akut starke Schmerzen hat und in seinen Aktivitäten über mehrere Tage eingeschränkt ist, sollte daher in jedem Fall schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen.

                                                                                                                                            Medizin-EDI