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"Ein
einziger Mensch fehlt dir,
und die ganze Welt ist leer."
Es
tut uns sehr weh, dass Hilde nicht mehr da ist. Ihr Lächeln, Ihre
Einsatzfreude für die Mitmenschen, ihr Humor und bisweilen ihre vehemente
Durchsetzungskraft zum Wohle der Suchtkranken -einfach nur ihr liebenswertes
Wesen – all das vermissen wir im täglichen Leben. Hilde, ich danke Dir für
all das Gute, da Du uns so reichlich gegeben hast. Wir tragen Dich in
unseren Herzen.
Julius Krieg
Der Tod und der Gänsehirt
Einmal kam der Tod über den Fluss, wo die Welt beginnt. Dort lebte ein armer
Hirt, der eine Herde weißer Gänse hütete.
„Du weißt, wer ich bin, Kamerad?“ fragte der Tod.
„Ich weiß, du bist der Tod. Ich habe dich auf der anderen Seite
hinter dem Fluss oft gesehen.“
„Du weißt, dass ich hier bin, um dich zu holen und dich
mitzunehmen auf die andere Seite des Flusses?“
„Ich weiß, aber das wird noch lange sein.“
„Oder wird nicht lange sein. Sag, fürchtest du dich nicht?“
„Nein“, sagte der Hirt. „Ich habe immer über den Fluss geschaut,
seit ich hier bin, ich weiß, wie es dort ist.“
„Gibt es nichts, was du mitnehmen möchtest?“
„Nichts, denn ich habe nichts.“
„Nichts, worauf du hier noch wartest?“
„Nichts, denn ich warte auf nichts.“
„Dann werde ich jetzt weitergehen und dich auf dem Rückweg holen.
Brauchst du noch etwas, wünschst du noch etwas?“
„Brauche nichts, hab' alles“, sagte der Hirt. „Ich habe eine Hose
und ein Hemd und ein Paar Winterschuhe und eine Mütze. Ich kann Flöte
spielen, das macht lustig. Meine Gänse verstehen nicht viel von Musik.“
Als dann der Tod nach langer Zeit wiederkam, gingen viele hinter
ihm her, die er mitgebracht hatte, um sie über den Fluss zu führen. Da war
ein Reicher dabei, ein Geizhals, der zeit seines Lebens wertvolles und
wertloses Zeug an sich gerafft hatte: Klamotten, auch Gold und Aktien und
fünf Häuser mit etlichen Etagen. Der Mann jammerte und zeterte: „Noch fünf
Jahre, nur noch fünf Jahre hätte ich gebraucht, und ich hätte noch fünf
Häuser mehr gehabt. So ein Unglück, so ein Unglück, verfluchtes!“ Das war
schlimm für ihn.
Ein Rennfahrer war unter ihnen, der Zeit seines Lebens trainiert
hatte, um den großen Preis zu gewinnen. Fünf Minuten hätte er noch gebraucht
bis zum Sieg. Da erwischte ihn der Tod. Das war schlimm für ihn.
Ein Berühmter war dabei, dem ein Orden gefehlt hatte, nur ein
einziger Orden, für den er Jahre aufgewendet hatte, da holte ihn der Bruder
Tod. Das war schlimm für ihn.
Dann war da ein junger Mensch, der hatte an seiner Braut
gehangen, denn sie waren ein Liebespaar gewesen, und keiner konnte ohne den
anderen leben.
Ein schönes Fräulein war dabei mit langen Haaren. Und viele
Reiche, die jetzt nichts mehr besaßen, und noch mehr Arme, die jetzt auch
nicht das besaßen, was sie gerne hätten haben wollen.
Ein alter Mann war freiwillig mitgegangen. Aber auch er war nicht
froh, denn siebzig Jahre waren vergangen, ohne dass er das bekommen hatte,
was er hatte haben wollen. Schlimm für sie alle.
Als sie an den Fluss kamen, wo die Welt aufhört, saß dort der
Hirt. Und als der Tod ihm die Hand auf die Schulter legte, stand er auf,
ging mit über den Fluss, als wäre nichts, und die andere Seite hinter dem
Fluss war ihm nicht fremd. Er hatte Zeit genug gehabt, hinüberzuschauen, er
kannte sich hier aus, und die Töne waren noch da, die er immer auf der Flöte
gespielt hatte: Er war sehr fröhlich. Das war schön für ihn.
Liebe Hilde,
wir, die Frauen vom Kreuzbund DV Passau
danken dir für deine immerwährende Hilfe und Freundschaft, die du uns
jahrelang entgegengebracht hast.
Gabi K.
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